Lädt...

 

Unsere Annenbienen-Wiese ist nun ein Jahr alt und sehr bunt geworden!

Vor einem guten Jahr starte das Projekt „Annenbiene“. Gemeinsam will man sich um den Artenschutz heimischer Insekten einsetzten. Was ist der Anlass? In der Ackerlandschaft östlich von Brakel gibt es kaum Bienen, Hummeln und Schmetterlinge. Warum? Es fehlt ihnen hier schlichtweg die Nahrung! Nektarreiche Blüten sind die „Tankstellen“ für die erwachsenen Insekten und deren Blätter bilden die Nahrung für ihre Larven.

Aber solche Pflanzen gibt es hier kaum, denn weithin prägen artenarme, intensiv genutzte Ackerflächen die Umgebung der Stadt. Hecken, Feldgehölze, Wiesen und bunte Wegsäume – das waren alles typische Bestandteile einer vielfältigen Kulturlandschaft, wie sie über Jahrhunderte die Umgebung unsere Siedlungen beherrscht haben. Leider sucht man sie heute oft vergebens. Die Ackerlandschaft östlich von Brakel bildet leider ein „gutes“ Beispiel für eine stark ausgeräumten Landschaft ohne Strukturen.

Was wir seit Langem wissen: Das Verschwinden von blütenreichen Wiesen, Weiden und Wegsäumen ist die Hauptursache für das „Insektensterben“ in Deutschland! Und mit den Insekten verschwinden auch Vögel, denn diese füttern ihre Jungen fast ausschließlich mit Insekten.

Bild 1

So genannte „Blühstreifen“, die hauptsächlich aus kurzlebigen fremdländischen Pflanzenarten bestehen, können solche landschaftstypische, altheimischen Wiesen, Weiden und Wegsäume nicht ersetzten, da viele Insekten dort keine Chance haben, die speziellen Nektarblumen oder die Raupenfraßpflanzen für ihren Nachwuchs finden.

Das Projekt hatte anfangs arg mit dem trockenen Frühling und Sommer 2020 zu kämpfen. Die Samen wollten lange nicht auflaufen und einige Ackerwildkräuter des Vorbestands drohten sich stark auszubreiten. Aber schließlich fing es doch noch an zu regnen, die Samen keimten und Weißem Gänsefuß und Breitblättrigem Ampfer, die zu viel Schatten warfen, wurden manuell mit der Hacke zu Leibe gerückt.

Bereits im Herbst sah man mit Freude, wie ein Großteil der gesäten Samen aufgelaufen waren und sich viel Jungpflanzen entwickelt hatten. Zusätzlich hat das Team um Rudolf Mönikes aber noch fleißig weitere Samen gesammelt. Dazu haben wir an den Rändern des Nethetals artenreiche Magerrasen, Säume und Waldränder aufgesucht und dort Samen und Früchte weitere Arten, die im Regiosaatgut nicht enthalten waren, gesammelt. Diese wurden dann im Laufe des Herbstes auf die ehemalige Ackerfläche eingesät.

Das avisierte Bienenfest im Spätsommer mit allen Beteiligten, einschließlich unseres engagierten Landwirtes Herrmann, fiel leider den Coronabestimmungen zum Opfer…

In diesem Frühling kann nun jeder leicht den Erfolg des Projektes erkennen. Es hat sich eine sehr bunte, artenreiche Wiese entwickelt, die weithin aus dem artenarmen Einerlei der Äcker heraussticht. Besonders auffällig ist zurzeit die weiße Massenblüte der Wiesen-Margerite. Markant leuchten aber auch der gelbe Wiesen-Pippau, die violette Acker-Witwenblume, der rote Große Sauerampfer, der Klatsch-Mohn, die rosa Kuckucks-Lichtnelke, der gelbe Scharfe Hahnenfuß, die Weiße Lichtnelke und viele andere unscheinbarere, aber für die Insektenwelt genauso wichtige Pflanzenarten, dazwischen hervor.

Eine Besonderheit ist der schöne Wiesen-Salbei, dessen blaue Blütenkerzen gerade besondere Akzente in die Wiese setzten. Seine auffälligen großen Blüten werden fleißig von Bienen und Hummeln bestäubt.

Zurzeit wachsen fast 40 Arten an Gräsern und Blütenpflanzen auf der Fläche. Eine große Anzahl an Schmetterlingen, Hummel und Bienen nutzt das Gebiet als Nahrungsquelle (Nektar und Pollen). Die zarten Larven der Feldheuschrecken wachsen heran und werden bald auch akustisch zu hören sein. Die immer seltener werdende Feldlerche brütet hier wie schon letztes Jahr und Bluthänfling und Distelfink ernten fleißig die ersten Samen. Oft sucht der Turmfalk auf der Suche nach Großinsekten und Mäusen die Fläche auf. Hier findet viele Tierarten ihr Auskommen!

Bild 2

Es ist geplant, die eine Hälfte der Wiese ab der zweiten Julihälfte zu mähen. Die andere Hälfte kommt dann erst im August dran, damit es immer Rückzugsorte für die Tierarten gibt, z. B. für die Rebhühner mit ihren Jungen, die hier auch schon beobachtet wurden.

Das Team der Bürgerinnen und Bürger rund um Rudolf Mönikes will sich auch die nächsten Jahre intensiv um die Wiese und die Bienen kümmern, denn nur ein langfristiges Engagement für die Fläche kann diesen wichtigen „Hot Spot der Biodiversität“ (Artenvielfalt) um Brakel erhalten.

Es wäre schön, wenn sich auch weiterhin interessierte Menschen aus Brakel und Umgebung an diesem wichtigen Projekt beteiligen würden.

17.06.2021, Prof. Dr. Winfried Türk, Hochschule OWL

Bild 3